Wieviele Musiker und welche Besetzung die Kapelle bei ihrer Gründung hatte ist nicht bekannt. Überliefert ist aber, daß die "Musikgesellschaft", wie sich der Verein 1882 nannte, im Jahre 1847 im Hause des vielseitig begabten Othmar Wildi (im Volksmund "Glaser-Othmari") gegründet wurde.
Offensichtlich entwickelte sich der Verein recht gut, denn bei der ersten protokollierten Generalversammlung am 8. Oktober 1875 zeichneten sich bereits 85 Bürger als passive Mitglieder ein. Bei dieser Versammlung wurde ein offizieller Verwaltungsrat gewählt mit Vorstand Bürgermeister Zimmermann, Kassierer Klemens Fahr, Dirigent und Schriftführer Leonhard Kupprion, sowie den Beisitzern Balthasar Binder und Ottmar Ruh. Statuten wurden aufgestellt und beschlossen, die den Vereinszweck, die Verwaltungsform, Besitzverhältnisse, Aufwandsentschädigungen festlegten und die Rechte und Pflichten aller Mitglieder regelten. Bemerkenswert ist der angesichts der damaligen Einkommensverhältnisse stolze Mitgliedsbeitrag von 1,20 Reichsmark pro Jahr sowie die Regel, daß einem aktiven Musiker eine Strafe von 45 Reichsmark drohte, wenn er den Verein vor Ablauf von 3 Jahren verließ.
Ein Zeichen für ein erfolgreiches und harmonisches Vereinsleben war die lange Amtszeit des erstgewählten Verwaltungsrates bis 1891. Der Verein eroberte sich einen festen Platz im Leben der Gemeinde, die musikalische Leistungen wurden anerkannt. 1886 erhielt der Verein erstmals einen Betrag von 60 Reichsmark aus der Gemeindekasse. Die Kapelle verpflichtete sich, als Gegenleistung bei der Fronleichnahmsprozession sowie an kaiserlichen und großherzoglichen Geburtstagen zu spielen.
1899 kam es zu einer ernsten Krise, in deren Verlauf sich die Kapelle vorübergehend auflöste. Dem 1898 zum Vorstand gewählten J.G. Fahr jun. gelang es, im Jahre 1901 mit Julius Mosmann einen fähigen Dirigenten zu finden, mit dem es schließlich wieder aufwärts ging. Er bildete junge Musiker aus und sicherte damit den Nachwuchs aus den eigenen Reihen.
1907 übernahm August Ruh den Vorsitz, er gab diesen 1914 an Richard Trummer ab. Nach Ausbruch des ersten Weltkrieges erhielten in kurzer Zeit 10 Musiker den Stellungsbefehl, wodurch die Kapelle ihre Spielfähigkeit verlor. Alfred Kessinger und Adolf Binder fielen, Wilhelm Schwarz und Leo Klopfer kehrten erst 1920 aus der Kriegsgefangenschaft heim. Beim ersten Wiederauftritt anläßlich des von der Gemeinde veranstalteten Heimkehrfestes der Soldaten erntete die Kapelle aber bereits wieder Lob und Anerkennung. So war es 1922 ein erfolgreicher Verein, der sein 75-jähriges Jubiläum feierte.
Das Jubiläumsfest, in großem Rahmen gefeiert, war ein voller Erfolg, endete aber mit Streitigkeiten. Der Vorstand trat zurück, einige Musiker hörten auf, andere wechselten zum neugegründeten Streichorchester. Dirigent Mosmann hielt mit Geschick und Ausdauer den Rest zusammen, fand Sigmund Hügle einen neuen Vorstand und machte sich mit diesem zusammen an den Wiederaufbau der Kapelle. Diese entwickelte sich unter Vorstand Eugen Binder von 1924 bis 1935 stetig und erfolgreich weiter.
Einen großen Anteil an dieser positiven Entwicklung hatte der junge Dirigent Albert Müller, der 1930 den Taktstock von Julius Mosmann übernahm. Unter seiner Leitung machte die Kapelle rasch erstaunliche musikalische Fortschritte, wie die damaligen Konzertprogramme beweisen. Gustav Zumkeller übernahm 1935 als Vorstand einen Verein in "voller Blüte". Gesunde finanzielle Verhältnisse erlaubten es, die ersten Uniformen anzuschaffen.
Dieser erfolgreiche Abschnitt in der Vereinsgeschichte endete abrupt mit Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Die Musiker Eduard Zahn, Erwin Stoll und Alfred Wick verloren ihr Leben, Otto Riedmüller blieb verschollen.
Bereits kurz nach Kriegsende formierte sich trotz der Behinderungen durch die Besatzung die Kapelle wieder. Vorstand Eugen Binder führte den Verein, bis ihn Josef Hügle 1940 ablöste. Albert Müller durfte sein Dirigentenamt, das er während der ganzen Periode des Dritten Reiches inne hatte, auf Anordnung der Besatzungsmacht nicht mehr ausüben. Für ihn sprang der langjährige aktive Musiker Florian Laub ein. Er dirigierte die Kapelle bis 1950, dann übernahm Willi Karstens das Dirigentenamt. Ludwig Steiner, der 1951 die Vereinsführung übernommen hatte, holte nach dem Austritt von Karstens 1953 den langjährigen Dirigenten Albert Müller zurück, der die Kapelle mit altgewohntem Elan bis zu seinem unerwarteten Ableben beim Musikfest in Singen im August 1954 führte.
Glücklicherweise verfügte die Kapelle über den begabten und vielseitigen Musiker Wolfgang Schildbach, der sofort als Dirigent einspringen konnte und die Kapelle in einer Art und Weise leitete, wie sie auch von dem 1957 bis 1959 amtierenden Georg Altmann kaum überboten werden konnte.
Auf der Arbeit seines Vorgängers Ludwig Steiner konnte Josef Emminger aufbauen, der den Verein von 1957 bis 1968 mit Geschick und Dynamik führte. Auch als Präsident von 1968 bis 1972 gab er dem Verein viele Impulse. Seine Idee war es, den Nachwuchs durch die Einrichtung einer Bläserschule zu sichern. Dank der Initiative der Gemeindeverwaltung, vor allem aber von Bürgermeister Dr. Robert Maus konnte am 1. August 1969 die Bläserschule in Gottmadingen eröffnet werden.
Mit Erwin Heinzelmann (1959 bis 1964) begann eine Ära von überdurchschnittlichen Dirigentenpersönlichkeiten. Einerseits der herkömmlichen Blasmusik und vor allem der Marschmusik verhaftet, wagte er bereits viel Neues. So wurde damals bei Unterhaltungsmusik z.B. auch gesungen. Wolfgang Schildbach, der 1960 eine Knabenkapelle gegründet hatte, führte diese Arbeit in Richtung eines modernen Blasorchesters von 1964 bis 1967 weiter. Bemerkenswert sind seine Arrangements und Kompositionen, die er für das Orchester schuf. Wolfgang Schildbach ist der Kapelle übrigens auch nach seiner Dirigententätigkeit bis heute als vielseitiger aktiver Musiker treu geblieben.
Mit Bruno Schnetz (1968 bis 1983) wurde der MV Gottmadingen endgültig zu einem der führenden Blasorchester in der Region. Die musikalische Bandbreite, von sinfonischer Blasmusik bis zum Bigband-Stil mit Showeinlagen wurde Vorbild für viele Dirigenten in der näheren und weiteren Umgebung.
Stefan Bretz, der das Orchester von 1983 bis 1993 leitete, legte den Schwerpunkt seiner Arbeit auf das musikalische, auf das "Wie" in der Ausführung. Mit seiner hervorragenden Ausbildung und seiner langjährigen Erfahrung entwickelte er die Fähigkeiten des Orchesters deutlich weiter, die Musikerinnen und Musiker haben sehr viel von ihm gelernt. Unter seiner Leitung erzielte die Kapelle den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte, als sie 1993 beim Wertungsspiel in der Höchststufe antrat und die höchstmögliche Wertung erzielte.
Wer glaubte, dieses Niveau sei kaum zu halten, wurde durch Markus Augenstein, der das Orchester seit 1993 leitet, eines besseren belehrt. Nach Jahren und auch musikalisch eine Generation jünger, hat er die volle Akzeptanz der Musiker und des Publikums. Den von Stefan Bretz erarbeiteten musikalischen Fähigkeiten des Orchesters fügte er eine gehörige Portion erfrischender Spielfreude hinzu.
Durch sein außerordentlich großes Engagement kann er „seine Band“, wie er sie immer bezeichnet, auch nach über zehn Jahren immer wieder aufs Neue motivieren und einen besonderen Stempel aufdrücken. Das „Highlight“, die traditionellen Dreikönigskonzerte sind meistens gespickt mit viel Spaß und Unterhaltung, stellen aber auch manchmal sehr hohe Anforderungen an Zuhörer und Musiker. Beim Wertungsspiel 1999 gab es für das Orchester wiederum die höchstmögliche Wertung in der Höchststufe und auch im Jahr 2003 traten die Musiker wieder erfolgreich in der Höchststufe an.
Seit 1968 Franz Frey das Vorstandsamt übernahm und Josef Emminger Präsident wurde, gibt es beim MV Gottmadingen den geschäftsführenden Vorsitzenden und einen Präsidenten. Dies hat sich sehr gut bewährt, denn der 1. Vorsitzende hat als aktiver Musiker den direkten Kontakt zu den Aktiven und dem Dirigenten, während der Präsident die Belange des Vereins als Repräsentant vertritt. Hand in Hand mit der musikalischen Entwicklung durch die Dirigenten haben die Vorsitzenden Franz Frey (1968 – 1976), Fritz Rudolf (1976 – 1988), Günter Wagner (1988 – 2000) und Volker Rutschmann (seit 2000) das Erscheinungsbild und die Stellung des Vereins in der Gemeinde stetig weiterentwickelt, unterstützt von den Präsidenten Josef Emminger (1968 – 1972), Karl Haller (1972 – 1982), Felix Conrady (1982 – 1985) und Jürgen Glunz (seit 1986).